Benjamin Geissler Grundsätzliche Überlegungen zu meiner Arbeit |
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Filme Vincenzo
Floridia,
oder AUSSTELLUNGEN |
Wir leben in Europa. Politisch entsteht ein Europa der großen Wirtschaftsinteressen und der Bürokraten. Das heißt: Handelserleichterungen und ökonomische Vorteile für wenige. Andererseits sind die Zerfallserscheinungen der traditionellen Nationalstaaten in Europa offenkundig. Die Abspaltungsbestrebungen führen dazu, daß die Menschen sich nicht als Europäer, sondern als Angehörige ganz bestimmter ethnischer Gruppen oder Regionen fühlen. Angst, Unverständnis und Ablehnung des Fremden sind die Folgen. Ein Kontinent "entfremdet" sich. Kulturell dagegen findet ein "Hochkulturaustausch" zwischen den europäischen Metropolen statt, während gleichzeitig eine "Nationalisierung" der "Alltagskultur" und der "Massenmedien", speziell des Fernsehens, zu beobachten ist. Die Sicht auf die Ränder Europas und die sogenannte "Dritte Welt Staaten" geht verloren, es sei denn, es geschehen Katastrophen. Dann wird ein Thema in den Medien kurz aufgekocht, um dann bis zum nächsten Desaster in allgemeine Vergessenheit zu geraten. Der Übergang von den Rändern Europas zu den Staaten der "Dritten Welt" ist fließend. Was wissen wir denn wirklich vom Leben, den Sorgen und Nöten, aber auch den Sehnsüchten, Freuden und Hoffnungen der einfachen Menschen am Tellerrand jenseits der touristischen Perspektive? Nichts oder fast nichts, grad soviel, daß es sie wohl geben wird. Dabei könnten gerade wir im vermeintlichen Zentrum von diesen Menschen und ihrer Sicht der Dinge vom Rand her lernen. Könnten versuchen Rückschlüsse auf uns zu ziehen. In diesem Sinne verstehe ich auch das folgende Zitat: Die Auffassung von Heimat als einer abgeschlossenen Struktur, birgt in sich die Gefahr, daß die Heimat eher als ein ungelüftetes Loch, statt als Sprungbrett der menschlichen Entfaltung betrachtet wird; eher als eine Höhle, die den Menschen vor der Welt schützt, statt als Raum für den Kontakt mit ihr; eher als ein Instrument der Isolierung des Menschen von den anderen, statt als ein Tor, das ihm den Weg zu den anderen öffnet. Václav Havel |